(Kriegsunwillige; 02-03; S.4)
Konsequenzen und Versäumnisse
Abgesehen davon, ob solcherlei Methoden prinzipiell
legitimierbar oder im Einzelfall legitim sein können, lässt sich
mit dem Politologen August Pradetto fragen: "Inwieweit ist
der Hass, der den USA in Teilen der Welt entgegenschlägt, Konsequenz
auch der Außenpolitik diverser ihrer Administrationen?" (Pradetto,
A.: "Instrumenteller Multilateralismus und servile Rezeption:
der Irak, die USA und Europa", Blätter für deutsche und
internationale Politik (Bonn), 48. Jg. (2003), Heft 2 (Februar),
S. 163-174, hier: S. 173.)
Aus geschichtsphilosophischer Sicht kann "region
engineering" wohl eher als Dokument heroisch posierender
Hilflosigkeit nach dem Vorbild Nietzsches gesehen werden (vgl.
hierzu die Replik auf Kagan von dem Juristen Ulrich K. Preuß:
"Eher Nietzsche als Hobbes", Blätter für deutsche
und internationale Politik (Bonn), 47. Jg. (2002), Heft 11
(November), S. 1357f.).
Aus politologischer Perspektive gebührt E.O.
Czempiel das letzte Wort. Im Rahmen der Pressekonferenz vom 21.02.03
des Bündnisses "Resist" - einer Zweckgemeinschaft verschiedener
Gegner eines Irak-Krieges - wies er auf folgende Punkte hin:
• von politischer Seite wurde bislang versäumt, Widerstand, Terror
und speziell politischen Terror zu differenzieren;
• neben den bekannten Akteuren der "Gesellschaftswelt",
die mehr als die klassischen souveränen Staaten umfasst, tritt
zunehmend eine neue Gruppe von Akteuren in Erscheinung: zivile
Einzelne, die im wesentlichen sich selbst als Waffe nutzen;
• durch diese neuen Akteure bildet sich eine neue Konfliktfigur:
zivile Einzelne attackieren hauptsächlich andere Zivilisten, die
symbolisch für einen Staat, eine Volksgruppe o.Ä. stehen und dieses
mit Mitteln, die eine Vielzahl von Opfern fordern;
• Kriegsführung hergebrachter Art bietet auf solch eine Konfliktfigur
keine angemessene Antwort.
(Ende des Artikels)