(Besetzung; 03-03; S.3)
Medien und Deutungsmacht
Obwohl man sich davor hüten sollte, den Medien
voreilig entscheidende Wirkungsmacht zuzuschreiben, so sind sie
sicher ein Faktor zur Meinungsbildung und so Entscheidungsfindung.
Betrachtet man die überregionalen und in der Berichterstattung
über die USA nicht vertraglich eingeschränkten Zeitungen sowie
zumindest die öffentlich-rechtlichen und Fernsehsender des Bertelsmann-Konzerns,
so können doch überwiegend kritische Untertöne festgestellt werden.
So gibt es bei der Nicht-Springer Presse und den Fernsehsendern
ARD, ZDF und RTL-VOX keinen Hurra-Patriotismus und durchaus Reflektionen
oder Hinweise auf die Begrenztheit der eigenen Wahrnehmung und
die Gefahr, durch Kriegsparteien gezielt gebraucht zu werden.
Für die genannten deutschen Medien lässt sich daher wie in der
Politik festhalten, dass ihre Aktivitäten sich innerhalb des traditionellen
zivilgesellschaftlichen Rahmens bewegen, dessen Gefährdetheit
in Kriegszeiten jedoch verstärkt verdeutlicht wird.
Anders sieht es offensichtlich bei den Medien
der Kriegsparteien aus: bei den in Deutschland empfangbaren Sendungen
der CNN überwogen anfänglich die "Impressionen vom Kettenkarussel"-Berichte.
Sie zeichneten sich durch von schneller Bewegung verwischte Bilder
aus, die mit Tonspuren nach dem Strickmuster "wir wissen
nicht, wo wir sind, aber es geht schnell voran" versehen
wurden.
Auch kann man durch die Darstellung des Kriegsverlaufs eher den
Eindruck bekommen, es handele sich um ein Hindernisrennen mit
Zielschießen, worauf Roger Willemsen hingewiesen hat.
Die Berichterstattung von BBC World hingegen
zeichnet sich durch gewohnte Qualität aus: erinnert sei daran,
dass zur Beurteilung militärischer Sachverhalte anerkannter Sachverstand
von Instituten wie das Royal United Services Institute, das Royal
Institute of International Affairs oder Jane's Defence hinzugezogen
wird.
Denkwürdig auch der Ausspruch eines Korrespondenten im amerikanisch-britischen
Pressezentrum in Doha, Katar: "If you want some information,
this is not the place to be." (weiter
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